Die Anzahl der Wasserstoff PKW lässt sich an einer Hand abzählen, es sind aktuell nur zwei ernsthafte Konkurrenten in Deutschland, der Toyota Mirai und der Hyundai Nexo. Die Verkaufszahlen in Europa sind für den Nexo übersichtlich, im Jahr 2021 waren es insgesamt 468 Exemplare. Das liegt an den Einstiegspreisen und der sehr dünnen Infrastruktur mit Wasserstofftankstellen. Die neu entfachte Diskussion über den Einsatz von Wasserstoff wird auch noch einmal den Wasserstoffantrieb im Premiumsegment in den nächsten Jahren neu entfachen.
Hyundai hat spielt mit im weltweiten Wettbewerb bei der Entwicklung neuer Brennstoffzellen-PKW. Das Konzept wird permanent weiterentwickelt und wenn man sich näher mit dem Nexo beschäftigt, besitzt der schon die elementaren Skills der emissionsfreien Mobilität. Das großformatige SUV bietet mit einer Fahrzeuglänge von 4,67 m die Ausmaße eines Mittelklasse-SUV mit ausreichend Platz für fünf erwachsene Personen.
Beim Antrieb setzt Hyundai auf eine Permanentmagnetmaschine (PSM) als Elektromotor mit 120 KW. Die Energie wird produziert mittels eines Brennstoffzellenystems mit 95 kW Leistung. Den Ausgleichspuffer bildet ein kleiner Akku mit 1,6 kWh Kapazität, der 40 KW Leistung zur Verfügung stellen kann.
Die Peakleistung des E-Motors liegt bei 135 kW, angegeben ist er mit 120 kW, aber die 30-Minuten-Leistung des Motors liegt laut Datenblatt bei nur 31,5 kW. Damit ist auch schon einmal das Konzept mehr als Cruiser und Reise-SUV angedacht. Das wird sich auch bei unseren Testfahrten bestätigen.
Das Tastenpad in der Mittelkonsole
Klassisch wirkt das Display hinter dem Lenkrad mit zwei Rundinstrumenten und einem zentralen Infodisplay, das über die Lenkradtasten konfiguriert wird. Das große Multimedia Display in der Mitte beinhaltet die Systemkonfiguration, Mediaübersichten und natürlich das Navigationssystem. Markant ist das großzügig ausgelegte Tastenfeld zwischen den Vordersitzen. Hier findet man endlich mal wieder alle fahrrelevanten Bedienungsschalter und -schieber sehr übersichtlich angeordnet auf einer Spielwiese eines Tastenpads. Klimaeinstellungen, Sitzbelüftung und -heizung und alle Auswahlschalter für die Automatik lassen sich direkt ohne Fummelei in der Menüführung vom Display einfach und direkt ansteuern und einstellen. God save the keys!
Hier kann man sich mit der erhobenen Sitzposition und dem guten Überblick auf die ersten Ausfahrten konzentrieren. Der Startknopf ist dort untergebracht, wo früher der Zündschlüssel eingesteckt wurde, rechts neben dem Lenkrad. Die Drive-Modi sind übersichtlich mit Normal, Eco und Eco+. Mit der Wahl ändert sich auch etwas die Optik der Rundinstrumente. Sobald man die D-Taste drückt bewegt sich der SUV in ruhigem Fahrwasser. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in knapp unter 10 Sekunden schwimmt man gut im laufenden Verkehr. Das entspricht wohl auch schon dem Zeitgeist. Entschleunigung und emissionsfreie Antriebe werden wohl die nächsten Jahre im Bereich Mobilität im Fokus stehen.
Dazu passen wie bei allen neuen BEVs üblich, die Wippen am Lenkrad zur Feineinstellung der Stufen für die Rekuperation. Hier beschränkt man sich erfreulicherweise auf drei erfahrbare Stufen. Ein One-Pedal-Driving ist hier nicht angesagt, aber mit den Stufen kann man sich nach eigenem Gusto auf die persönlich am besten passende Stufe nivellieren.
Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur
Bei unseren Tests konnten wir im ECO-Modus im Sommer Reichweiten von 600 Kilometer realisieren. Die geringe Anzahl an Wasserstofftankstellen soll in den nächsten Jahren der Vergangenheit angehören. Der größte Wasserstoff-Tankstellenbetreiber H2 Mobility in Deutschland hat erst im Frühjahr eine Investment über 110 Millionen Euro erhalten und setzt auf den massiven Ausbau der Infrastruktur. Aktuell sind bundesweit 96 Tankstellen (August 2022) in Betrieb.
Die Pläne der Bundesregierung und der EU setzen mittelfristig auf Wasserstoff als Energieträger, gerade im Bereich Schwerlastverkehr werden ihm gute Chancen eingeräumt. Zum Einsatz kommen soll grüner Wasserstoff, also Wasserstoff aus der Elektrolyse von Wasser mit Hilfe von regenerativem Strom. Hier müssen allerdings noch erhebliche Investitionen in die Produktionsanlagen und die Transportwege vorgenommen werden.
Hyundai bleibt weiter konsequent beim Ausbau ihrer Fahrzeugpalette mit Wasserstoffantrieben. Schon für nächstes Jahr angekündigt wurde der Export des Brennstoffzellen-LKW XCIENT nach Deutschland. Geplant ist die Auslieferung von 27 LKW für den Flottendienst von sieben deutschen Unternehmen. Gefördert wird dieses Pilotprojekt vom Bundesministerium für Digitalisierung und Verkehr.
Fazit
Hyundai ist mit dem Nexo ist gegenüber dem ebenfalls von uns getesteten Vorgängermodell ix 35 ein großer Wurf gelungen. Der SUV passt mit dem großen Stauvolumen und dem emissionsfreien Antrieb und einer praktikablen Reichweite von über 600 Kilometern Reichweite durchaus in die Zeit. Allerdings verhindert der hohe Einstiegspreis von 77.290 Euro (August 2023) und die geringe H2-Tankstellendichte noch ein größeres Interesse bei den Kunden. Wird an diesen beiden Stellschrauben weiter reguliert, wird diese Nische weiter ausgebaut.
Addendum
Test aus dem Sommer 2022
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