Marie Woeste und Lewis Zierke haben die Vision, gesunde und nachhaltige Lebensmittel auf Ihrem Hof in Lüdenscheid zu produzieren. Dabei setzen sie auf eine Gemeinschaft in Form der solidarischen Landwirtschaft. Die hierfür gegründete Genossenschaft besteht aus privaten Mitgliedern und Landwirten. Die Landwirte produzieren nach ökologischen Standards Lebensmittel oder auch Nebenprodukte wie Wolle. Der Vertrieb der Produkte erfolgt nicht über Märkte, sondern in einem weitgehend geschlossenen Kreislauf an die Mitglieder der Genossenschaft. Im Interview gibt uns Marie Einblicke in die besondere Vertriebsform der solidarischen Landwirtschaft.
Hallo Marie, einen traditionellen Familienbetrieb mit neuen nachhaltigen Produkten in die Zukunft zu führen, ist eine langfristige Aufgabe. Magst Du uns erzählen, in welchen Schritten ihr diesen Weg beschritten habt?
Hi Nils, sehr gerne! Unser erster Schritt war die Gründung unserer Gärtnerei und dem Beitritt zu dem Verein Solidarische Landwirtschaft Lüdenscheid 2020. Aus den anfänglichen 20 Gründungsmitgliedern sind nun über 240 geworden, die eine ökologische und saisonale Landwirtschaft in Lüdenscheid unterstützen.
Unsere Gärtnerei haben wir ebenfalls gemeinschaftlich finanziert. Dank des Crowdfundings vor einem Jahr durften wir schuldenfrei unseren Betrieb gründen und anfangen, Gemüse anzubauen.
Im nächsten Jahr erweitern wir unsere Produktpalette. Neben frischem Gemüse werden wir auch Weidehähnchen und Weidegänse halten. Das Grünland, auf dem wir sie halten werden, wird in den nächsten Jahren durch Bäume und Sträucher aufgewertet. Diese sogenannten Agroforstsysteme verbinden herkömmliche Landwirtschaft wie Weidehaltung oder Ackerbau mit der Nutzung von Gehölzen.
Vorteile sind unter anderem die Steigerung der Vielfalt, Bildung von Habitaten und Produktion von Obst, Nüssen und Wildfrüchten. Besonders auf Hinblick der immer häufiger werdenden Dürren bieten Agroforstsysteme Lösungen, da sie Schatten spenden und Wasser länger in der Landschaft halten. Zur Realisierung der Pflanzung von über 1000 Bäumen und Sträuchern haben wir aktuell ein weiteres Crowdfunding gestartet, in dem die Weidegeflügelprodukte und auch Baumpatenschaften erworben werden können.
Nachhaltige und biologische Tierhaltung sind ein Teil des Projektes. An welchen Kriterien kann der Verbraucher das gut nachvollziehen?
Bei unserer Tierhaltung möchten wir keine Kompromisse eingehen. Unsere Tiere werden täglich auf der Weide umgetrieben, damit ihnen immer frisches neues Gras zur Verfügung steht und die Grasnarbe intakt bleibt. Sie dürfen nach der Aufzucht ihr ganzes Leben lang draußen verbringen, haben viel Platz für Bewegung und bekommen Bio-Futter. Auch zur Schlachtung müssen sie keine Transporte ertragen, sondern werden von einem mobilen Schlachter direkt am Hof verarbeitet.
Die entstehenden Gehölzstrukturen sollen noch mehr artgerechtes Verhalten ermöglichen. Hühner suchen gerne Schutz unter Sträuchern, scharren im Laub oder picken die heruntergefallenen Früchte auf.
Wir versuchen den Tieren also ein möglichst stressfreies und artgerechtes Leben zu ermöglichen, welches sich auch in der Fleischqualität widerspiegelt.
Zurzeit entwickeln sich vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der Pandemie viele neue Vertriebskonzepte. Welche Vertriebswege für Eure nachhaltig erzeugten Produkte stehen langfristig im Vordergrund?
Momentan und auch langfristig steht die solidarische Landwirtschaft bei uns sehr im Fokus, da sie viele Probleme der Landwirtschaft an der Wurzel packt. Wir wissen durch die vorige Vergabe der Anteile genau, wie viel wir anbauen müssen, können alle Produkte an unsere Mitglieder ausgeben und das Risiko der Landwirtschaft wird geteilt. Durch die Finanzierung der Landwirtschaft an sich und nicht der einzelnen Möhre kann relativ marktunabhängig und regional gewirtschaftet werden.
Natürlich ist es manchen Menschen zu unflexibel, jede Woche eine Gemüsekiste zu bekommen, daher erweitern wir im nächsten Jahr unsere Vermarktungswege. Neben der Marktschwärmerei, bei der Produkte online vorbestellt werden können, wird es auch möglich sein, unsere Geflügelprodukte am Hof zu erwerben. Unsere Kommunikation soll hierbei über Social Media und unseren Hofnewsletter geschehen.
Herzlichen Dank, Marie.
Addendum: Ttelbild Marie Woeste / Copyright Patrick Bonzel
Mehr Informationen findet Ihr auf der Homepage unter https://hof-woeste.de
Wie findet Ihr die Idee einer solidarischen Landwirtschaft?
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