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Die Zukunft auf dem Teller gehört den Insekten

Burgerpattie - Copyright MS Worm Magda Riede

Insekten können langfristig zur täglichen Ernährung gehören. Kakerlaken und Mehlwürmer haben durchaus das Potenzial zu schmackhaften Lebensmitteln verarbeitet zu werden. Seit einigen Jahren beschäftigen sich einige Start-ups weltweit damit, aus Insekten interessante und wohlschmeckende Gerichte zu zaubern. Ein Schülerteam unter Leitung von Magda Riede aus Halle Saale ist wohl eines der jüngsten Teams in Deutschland mit dem Ziel, neue Lebensmittel zu kreieren. Im Interview erzählt uns Magda über das spannende Projekt „MS Worm“.

Hallo Magda, ihr bereitet als SchülerInnen in einem Projekt die Verarbeitung von Insekten zu bekömmlichen Lebensmitteln vor. Kannst Du Dich kurz vorstellen und erzählen, in welchen Schritten aus den Insekten interessante Lebensmittel entstehen können?

Magda Riede: Hallo, ich bin Magda Riede, 17 Jahre und komme aus Halle Saale, mein großes Ziel ist es, gemeinsam mit Freunden Insekten in Deutschland auf dem Speiseplan zu integrieren. Die Idee ist aus dem Wunsch heraus entstanden, einen kleinen Teil für unser Klima zu leisten. Ich habe vor einigen Jahren angefangen, mich mit alternativen Proteinquellen zu beschäftigen. Da ich die jetzige Art und Weise, Fleisch zu „produzieren“ nicht tragbar finde bzw. die Viehwirtschaft in momentaner Form als verbesserungswürdig einstufe.

Insekten sind im Vergleich zum herkömmlichen Fleisch weniger klimabelastend, Wasser schonender und platzsparend, da man diese sogar übereinander halten kann. Außerdem können sie ihr Futter viel besser verwerten und können mit Obst und Gemüse gefüttert werden, dass nicht mehr gegessen wird. Ebenfalls sind sie eine gesunde Proteinquelle (Mehlwürmer 54 %) und enthalten noch andere sehr gute Nährwerte. Ebenso kann man ihre sozialen Bedürfnisse besser erfüllen als beispielsweise die vom Schwein. Sie sind zufrieden, wenn sie ausreichend Futter haben und sich Fortpflanzen können. Sie fühlen sich auch nicht gestört, wenn sie in großer Masse gehalten werden.

In Insekten sehen wir eine Chance, unsere Lebensmittelgewohnheiten langfristig nachhaltiger und weniger umweltbelastend gestalten zu können, denn das Gute an Insekten ist, dass man sie zu 100 % verwerten kann.

Die Gefriertrocknung der Insekten bildet die Grundlage für die spätere Verarbeitung. In welchen Schritten lässt sich zum Beispiel ein Burgerpattie aus Mehlwürmern herstellen?

Magda Riede: Natürlich braucht man dafür erst einmal Insekten. Wir haben uns für Mehlwürmer entschieden, da diese unserer Meinung nach als Lebensmittel für den Menschen qualitativ am hochwertigsten sind und einfach gut schmecken.

Diese Mehlwürmer züchten wir im Keller meiner Oma. Dabei muss man darauf achten, dass ihre Grundbedürfnisse erfüllt werden. Denn je besser es ihnen geht, desto schneller wachsen sie und vermehren sich. Dafür überwacht man die Temperatur, die bei 26/27 °C liegen sollte und die Luftfeuchtigkeit. Eine trockene Luft ist ideal. Dann benötigt man noch stärkehaltiges Futter wie altes Brot, Mehl (daher auch der Name) oder Weizenkleie, für die wir uns entschieden haben. Außerdem benötigen sie Wasser, welches durch Obst- und Gemüsereste aufgenommen wird. Ebenfalls sollte man einen gewissen Prozentsatz zur Weiterzucht einbehalten.

Wenn die Würmer groß genug geworden sind, müssen sie vor der Verarbeitung von ihrem Kot getrennt werden. Daraufhin werden sie durch Kälte getötet. Den Prozess könnte man am ehesten mit Einschläfern vergleichen. Da Mehlwürmer wechselwarme Tiere sind, fallen sie in eine sogenannte Winterstarre, sobald die Temperaturen unter einen bestimmten Wert fallen. Somit denken sie, dass der Winter naht und fahren ihren Stoffwechsel so weit herunter, dass sie „einschlafen“ und nichts mehr spüren. Dies geschieht in einer Art Kühlschrank. Daraufhin werden sie in ein Gefrierfach gebracht, in dem die Temperaturen unter den Gefrierpunkt liegen und sterben dort praktisch im Schlaf.Natürlich kann man nicht zu einhundert Prozent sagen, was genau Mehlwürmer empfinden und wie viel Schmerz sie spüren können, jedoch ist es so, dass sie entweder sehr wenig bis gar kein Schmerzempfinden haben. Wahrscheinlicher ist, dass sie gar keinen fühlen, das wird jedoch noch erforscht. Für uns ist die Tötung durch Kälte die schonendste und für uns vertretbarste Methode. Jedoch muss sich jeder am Ende des Tages bewusst sein, dass es sich immer noch um Tiere handelt und somit auch um Lebewesen.

Magda Riede - Copyright Magda Riede
Magda Riede – Copyright Magda Riede

Mit dem Mehlwurmmehl als Grundlage kann man anschließend weitere Produkte kreieren.

Magda Riede

Wenn man die Würmer anschließend für den menschlichen Verzehr weiterverarbeiten möchte, muss man sie im toten Zustand heiß abkochen. Dadurch werden eventuelle Keime abgetötet.

Anschließend können die Mehlwürmer mittels eines Gefriertrockners getrocknet und zu einem Pulver zermahlen werden. Dieses Pulver verhält sich ähnlich wie Mehl und sieht auch so aus, nur das es etwas dunkler ist. Es wird Mehlwurmmehl genannt.

Mit dem Mehlwurmmehl als Grundlage kann man anschließend weitere Produkte kreieren. Ein gewisser Anteil dieser Proteinbasis kann man dann mit anderen Zutaten und Grundstoffen wie z. B. Linsen oder Erbsen, zu Gerichten weiterverarbeiten und so beispielsweise Burgerpatties herstellen oder alle anderen Gerichte die man sich sonst noch vorstellen kann. So kann man es auch vielseitig beim Backen, als Mehlersatz, oder beim Kochen verwenden. Auch als Speckersatz in einer Quiche kann man die Mehlwürmer gut einsetzen.

Langfristig kann aus diesem Projekt auch eine Firmengründung entstehen. Welche Chancen seht ihr für Eure Produkte und welche Vertriebswege sind langfristig realistisch?

Magda Riede: Das Ziel ist natürlich, aus dieser Idee heraus eine eigene Firma zu gründen. Wir möchten die Insekten selbst züchten und Lebensmittel herstellen. Angedacht sind Gerichte und Produkte, mit denen der Endverbraucher nicht mehr viel Arbeit hat, beispielsweise die oben angesprochenen Burgerpatties, und diese vorzugsweise irgendwann in Supermärkten oder Bioläden zu erwerben sind. Außerdem können wir uns gut vorstellen, unsere Produkte dann über einen eigenen Onlineshop zu vertreiben, ebenso wie das Mehlwurmmehl, welches man zum Kochen für zu Hause bestellen könnte.

Noch stehen wir mit unserer Unternehmung in der Entwicklungsphase. Wir probieren aus, was funktionieren könnte und was nicht und wie etwas verbessert werden kann. Jedoch soll nach unserem Schulabschluss der Traum einer eigenen Firma realisiert werden.

Wir glauben an die Vorzüge von Insekten und hoffen, die Konsumenten von diesen überzeugen zu können, denn Insekten könnten einen kleinen Teil zur Bekämpfung bzw. Anpassung an den Klimawandel leisten.

Herzlichen Dank, Magda Riede.

Mehr Informationen unter Instagram https://www.instagram.com/ms__worm/#

Addendum

Bildmaterial Copyright MS Worm – Magda Riede

Wie findet Ihr das Projekt MS Worm?

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